Über Rennen lernen …
Schon als Kind fand ich es sehr aufregend, am Sonntagnachmittag mit der ganzen Familie die Formel-1-Rennen zu verfolgen. Ich behaupte nicht, Jochen Rindt sei mir schon damals ein Begriff gewesen, aber „Niki Lauda“ war schon in meiner Kindheit ein klingender Name. Und warum er heute ein Kapperl trägt, habe ich damals vor dem Fernseher miterlebt.
Als ich dann selber das Autofahren lernte, wurde mir zum ersten Mal klar, dass die Jungs, die in der Formel 1 fahren, andere Qualitäten haben müssen als ich in meinem alten Peugeot 104, in und mit dem ich schon zitterte, wenn ich die 100km/h-Marke erreichte.
Die Rennfahrer waren also cool und schnell, aber besonderen Respekt hatte ich vor denen, die „nur Auto fahren“ nicht. Bis ich vor einigen Wochen von einem Kart-Team eingeladen wurde, ein 24-Stunden-Rennen in Zeltweg aus der Box heraus mitzuerleben. Als Boxenluder, oder so.
Eine kleine Werkstatt, es roch nach Öl und noch mehr nach abgeriebenen Reifen, und alle waren mit unheimlichem Ernst bei der Sache. Mit dem Fahrer wurde die ganze Zeit über Funk kommuniziert, und der Teamleiter saß ununterbrochen vor einem Bildschirm, der ihm Daten über die Schnellstrundenzeiten und über den Boxenstopp-Verlauf der verschiedenen Fahrer berichtete. Ich ließ mir alles erklären, nickte interessiert, ohne viel zu verstehen. Zum Glück wird eine Frau in so einer Männerrunde kaum gefragt werden, warum das Differenzial des Isuzu mit dem Querträger verrissen wurde, und das auch noch in einer Kurve, die einen ganz bestimmten Namen trägt. (An die Männer: es ist mir schon klar , dass diese Wort-Kombination unter Experten Kopfschütteln auslöst, aber gut …)
Der Teamleiter gab dem Fahrer immer aktuell Daten durch, befahl ihm, den einen Fahrer vorbeizulassen oder einen anderen zu überholen, zitierte ihn in die Box und fragte sogar noch zwischendurch: „Wie geht es Dir?“
Die Fahrer waren nach ihren Turns an den körperlichen Grenzen: Nie hätte ich gedacht, dass „erwachsene Männer in einem Kart“ die Sache so ernst nehmen könnten, und dass ich mich dann plötzlich auch noch dafür begeistere.
Auf jeden Fall bin ich nach dem Rennen ehrfürchtig von dannen gezogen. „Rennfahrer“ ist für mich jetzt ein Beruf, der sehr viel Disziplin, Können, Verständnis, Verstand und Logik erfordert. Als ich später das Rennen in Spa verfolgte, wusste ich schon viel mehr über die Strategien der Formel 1. Und dass das mehr bedeutet als Gasgeben und Bremsen.
Das nächste Kart-Rennen gibt`s demnächst in Teesdorf bei Wien. Und ich bin sicher wieder dabei.